Parkfest 1999 Aue
Bericht aus der "Freien Presse" (Ausgabe Aue) vom 13.07.99

Major Tom auf UKW: Spaß ohne Ende
2000 Discofans geraten bei Parkfest aus dem Häuschen - Oder: Warum Bierzelttische aus gutem Holz sein müssen

Bild Von Lars Rosenkranz

AUE. Haben Sie schon mal so 2000 bis 3000 Discofans völlig in Ekstase gesehen? Nein, nein, ich meine jetzt nicht die ohnehin hartgesottenen Raver zur Loveparade und so, sondern die gemäßigte Kategorie von Freunden poppiger Musik, die in der Provinz eher selten aus dem Häuschen kommt - im doppelten Sinne des Wortes.
Ham' Sie nicht, stimmts? Macht nischt, ich auch nicht. Aber wenn Sie am Samstag mal rein zufällig in Aue gewesen und vielleicht auch noch so gegen 22 Uhr ins Festzelt auf den Heidelsberg gekommen wären, dann hätten Sie sich von so einer Meute ein geradezu klassisches Bild machen können. Ich sag' Ihnen nur soviel: Das war eine Megaparty, die da abging.
An den Discopulten, die man wie einst in alten Zeiten einfallsreich mit schwarzer Folie drapiert hatte, agierten Lutz Junghanns, Henry Czimorek, Karl-Heinz Sieg, Ralf Singer und PSR-Moderator Peter Höhne, der übrigens nicht nur Musik abspielte, sondern mit Radio-Weltraumabenteuern auch die Stimmung für den Höhepunkt des Abends ankochte. Eigentlich konnten es sich die Plattenleger dann selbst nicht erklären, wie diese Wahnsinns-Laune zustande kam.

Bild Denn man bedenke: Die Boxenanlage war keine topmoderne Schallwand, sondern ganz normal dimensioniert. Es gab keine futuristischen Laser-Kanonen, keine wild blitzenden Lichtscanner und überhaupt sonst gar nix, was man in modernen Tanztempeln so findet. Es war eben eine Disco; wie sie zu DDR-Zeiten gegen Mitte der 8Oer Jahre durchaus üblich war. Und die fünf "Alt-Diskotheker", wenn ich das mal so salopp schreiben darf, schoben auch Hits von vor zehn oder zwanzig oder auch noch mehr Jahren in die Kisten. Fazit: Die Massen flippten aus.
Womit wir bei der Frage nach der Stabilität von Bierzelttischen angelangt wären. Von den Verhältnissen in Aue her betrachtet, sollte so eine Garnitur die Last von mindesten fünf normal gebauten Menschen ertragen. Soviel standen bei der Fete auf dem Heidelsberg nämlich durchschnittlich drauf, um besser sehen zu und um tanzen zu können. Schließlich war das dafür vorgesehene Parkett schon in den ersten zehn Minuten überfüllt ...
Tja, und schließlich kam dann noch die Welle. Neu und deutsch und erst mal voll rockig. Da holperten die Membranen der Baßlautsprecher zum ersten Mal hörbar schmerzhaft. Und bildeten zusammen mit UKW-Sänger Peter Hupertz den Auftakt zum Neue-Deutsche-Welle-Programm, bei dem nicht nur Markus und Peter Schilling permanent nach Spaß riefen, sondern auch allenthalben mit Pannen zu kämpfen hatten.
Da setzte hier das Mikrofon aus und kam da die falsche Musik vom Band. Aber der "Prinz vom Stern"(Markus) und Major Tom (Peter Schilling) zeigten sich als echte Profis, die derartiges routiniert überspielten. Und das Publikum tolerierte selbst heftige Patzer ohne Murren. Schließlich waren es allesamt gebürtige DDR-Bürger, die auszuharren gelernt haben. Das war dann am Bierstand übrigens auch bitter nötig, den der herbe Gerstensaft floß nur aus zwei Hähnen. Und so kam es, daß Durstige in Streßzeiten bis zu 30 Minuten auf ihr kühles Blondes warten mußten. Doch wie auch immer: Allgemein war das Klima prima.