Von Lars Rosenkranz
AUE. Haben Sie schon mal so 2000 bis 3000 Discofans völlig in Ekstase gesehen? Nein, nein,
ich meine jetzt nicht die ohnehin hartgesottenen Raver zur Loveparade und so, sondern die
gemäßigte Kategorie von Freunden poppiger Musik, die in der Provinz eher selten aus dem
Häuschen kommt - im doppelten Sinne des Wortes.
Ham' Sie nicht, stimmts? Macht nischt, ich auch nicht. Aber wenn Sie am Samstag mal rein
zufällig in Aue gewesen und vielleicht auch noch so gegen 22 Uhr ins Festzelt auf den
Heidelsberg gekommen wären, dann hätten Sie sich von so einer Meute ein geradezu klassisches
Bild machen können. Ich sag' Ihnen nur soviel: Das war eine Megaparty, die da abging.
An den Discopulten, die man wie einst in alten Zeiten einfallsreich mit schwarzer Folie
drapiert hatte, agierten Lutz Junghanns, Henry Czimorek, Karl-Heinz Sieg, Ralf Singer und
PSR-Moderator Peter Höhne, der übrigens nicht nur Musik abspielte, sondern mit Radio-Weltraumabenteuern auch die Stimmung für den Höhepunkt des Abends ankochte. Eigentlich konnten
es sich die Plattenleger dann selbst nicht erklären, wie diese Wahnsinns-Laune zustande kam.
Denn man bedenke: Die Boxenanlage war keine topmoderne Schallwand, sondern ganz normal
dimensioniert. Es gab keine futuristischen Laser-Kanonen, keine wild blitzenden Lichtscanner
und überhaupt sonst gar nix, was man in modernen Tanztempeln so findet. Es war eben eine
Disco; wie sie zu DDR-Zeiten gegen Mitte der 8Oer Jahre durchaus üblich war. Und die fünf
"Alt-Diskotheker", wenn ich das mal so salopp schreiben darf, schoben auch Hits von vor
zehn oder zwanzig oder auch noch mehr Jahren in die Kisten. Fazit: Die Massen flippten aus.
Womit wir bei der Frage nach der Stabilität von Bierzelttischen angelangt wären. Von den
Verhältnissen in Aue her betrachtet, sollte so eine Garnitur die Last von mindesten fünf
normal gebauten Menschen ertragen. Soviel standen bei der Fete auf dem Heidelsberg nämlich
durchschnittlich drauf, um besser sehen zu und um tanzen zu können. Schließlich war das dafür
vorgesehene Parkett schon in den ersten zehn Minuten überfüllt ...
Tja, und schließlich kam dann noch die Welle. Neu und deutsch und erst mal voll rockig. Da
holperten die Membranen der Baßlautsprecher zum ersten Mal hörbar schmerzhaft. Und bildeten
zusammen mit UKW-Sänger Peter Hupertz den Auftakt zum Neue-Deutsche-Welle-Programm, bei dem
nicht nur Markus und Peter Schilling permanent nach Spaß riefen, sondern auch allenthalben
mit Pannen zu kämpfen hatten.
Da setzte hier das Mikrofon aus und kam da die falsche Musik vom Band. Aber der "Prinz vom
Stern"(Markus) und Major Tom (Peter Schilling) zeigten sich als echte Profis, die derartiges
routiniert überspielten. Und das Publikum tolerierte selbst heftige Patzer ohne Murren.
Schließlich waren es allesamt gebürtige DDR-Bürger, die auszuharren gelernt haben. Das war
dann am Bierstand übrigens auch bitter nötig, den der herbe Gerstensaft floß nur aus zwei
Hähnen. Und so kam es, daß Durstige in Streßzeiten bis zu 30 Minuten auf ihr kühles Blondes
warten mußten. Doch wie auch immer: Allgemein war das Klima prima.
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