Nostalgie ohne Luftfilter
Tausende Fans zum Auer Tanz-Revival-Abend - Fips Fleischer als Stargast begrüßt
AUE (LR). Wieder ganz im Zeichen großer Tanzhits aus den wilden 60ern und 70ern stand die nun
mehr dritte Oldie-Revival-Show, zu der am Samstag abend mehrere tausend Fans in die Sporthalle
am Erzgebirgsstadion pilgerten.
Wer in Anbetracht unguter Erfahrungen vom zweiten Oldieabend in der Zschorlauer Turnhalle
vorsorglich gleich mit Luftfilter anrückte, konnte diesmal aufatmen. Im wörtlichen Sinne.
Denn wo damals allerdickste Luft waberte und jedem den Schweiß aus allen Poren trieb, wehte
jetzt glücklicherweise ab und an ein frisches Lüftchen und machte die Abgase Zehntausender
Glimmstengel wenigstens halbwegs erträglich. Und wäs die normale Luftzirkulation nicht
fortschaffte, drückte die akustische Gewalt aus einer 13.000-Watt-Musikanlage beiseite.
Punkt 19 Uhr eröffnete Moderator Heiko Schulz den Reigen der Oldie-Bands und verkündete ein
von neun Gruppen bestrittenes, sechsstündiges Oldie-Furioso als Homage an die guten alten Zeiten,
wo Papa und Mama im Rundstrick-Mini den Kiez verunsicherte.
"Live-Zeit", eine Art Big Band aus Klingenthal, ging als erste ins Rennen. Und lange brauchte
es nicht, bis die Tanzfläche dicht an dicht mit Paaren bevölkert war. Und als die Zwickauer
Formation "Studio B" zwei Stunden später solche Hits wie "Rock'n'Roll Music" oder "Peter Gun"
präsentierte, war die Stimmung schon auf dem Siedepunkt. Mitten rein in das Tohuwabohu platzte
dann der Stargast des Abends: Fips Fleischer. Die lebende Legende des Ost-Swing, an dem Abend
allerdings nur passiver Besucher, erzählte, daß er mit seiner Band gerne mal zu solchen Shows
auftreten würde, auch in Aue. Und daß man jetzt eine Fips-Fleischer-CD mit vielen "angejazzten
Swingtiteln" kaufen kann.
Den in der zweiten Hälfte der Nacht einzigen deutschsprachigen Song, nämlich "Motorbiene",
spielten danach die "New Orlons" aus Sosa. Sie zeigten ein abwechslungsreiches Repertoire,
spielten neben Rock'n'Roll auch Country und sogar das neuzeitliche "Words Up" von den "For
non blonds" in einer astreinen Version.
Jeder Gruppe war eine Auftrittszeit von zirka 30 Minuten eingeräumt; lediglich den "New Orlons"
gestattete man eine Zugabe ob der anhaltenden und lautstarken stehenden Ovationen.
Nach den Sosaern spielten noch "Regent" ("Love, love me doe", "This could be the last time",
"Ruby Thuesday"), die Formation "Solar" ("Knocking on heavens door", "Sound of silence")
sowie die Crottendorfer Band "Live" mit Songs von Uriah Heep, den Rolling Stones, Shocking Blue,
den Beach Boys und CCR.
Als Splitterunterhaltung von je l5minütiger Dauer heizten "Ludwig & Joe" aus Flöha mit
urtümlichem und urgewaltigem Jazz und Hardrock ein. Ihre energiegeladene Version des
AC/DC-Klassikers "Highway to hell" beispielsweise riß sogar noch die älteren Jahrgänge vom
Hocker.
Als Programmeinlagen zeigten die Mädchen der Tanzgruppe vom Schneeberger Carnevalsclub einige
heiße Runden und auch ein Männerballett aus Crottendorf hatte die Begeisterung des Publikums
auf seiner Seite. Als letzte Gruppe ging kurz nach ein Uhr die Schneeberger "Country Time"
auf die Bühne und beendete die Revival-Show gegen zwei Uhr in der Frühe. |