Rich Hopkin & The Luminarios
Bericht aus der "Freien Presse" (Ausgabe Aue) vom 07.02.2000

Handgemacht, lebendig und nicht ganz perfekt
Rich Hopkins und The Luminarios in der "Linde"
AFFALTER (PV). Country? Rock amerikanischer Prägung gab es am Sonnabend in der "Linde" Affalter. Wobei die Schwerpunkte bei Rich Hopkins & The Luminarios zweifellos auf staubtrockener und schnörkelloser Rockmusik liegen.
Den zahlreich - für ein Clubdate in der geteilten "Linde" beinah zu zahlreich - angereisten Leuten hat es jedenfalls ganz gut gefallen: wie Rich Hopkins und seine verwegen wirkenden, immer freundlich aufgeschlossenen Mitstreiter, etwa zweieinhalb Stunden lang mit kompromisslosem Gitarrenrock aufwarteten. Große Lichtshow oder fulminante Soundgebilde sind für die Luminarios selbstverständlich überhaupt kein Thema. Statt dessen lieferte das Quartett - mit dem leicht verknarzten, sich aber sichtlich wohlfühlenden Mike Davies von den legendären MC Five am Bass - manchmal nur in Grenzen Spannendes, irgendwo zwischen Neil Young, Garagenrock und leichter Punk-Attitüde. Dennoch, bei dezenter Lautstärke konnte man zu Songs wie "El Paso", "Paraguay" oder zum Neil-Young-Cover "Like A Hurricane" schon locker mit dem Fuß wippen und - dezent freilich - mit dem Kopf nicken. Eine sensationelle Darbietung war das Ganze unterm Strich nicht wirklich.
Manchmal, wenn Hopkins seine ewigen drei oder vier Akkorde 'runterschrubbte, die Lapsteelgitarre von Stefan George sich zu vorsichtig, leider nie so richtig, aus dem Soundbrei schälte, konnt es sogar richtig, naja, ergreifend werden. Ein bisschen mehr Dynamik, ein bisschen mehr Abwechslung hätte sicher gut getan. "3000 Germans Can't Be Wrong" - so der Titel des 98er Live-Albums von Hopkins. Nun, wir wollen jetzt nicht ungezogen werden. Denn wer sich auf die Musik der Amerikaner eingeschossen hat, wer die Songs kennt, der wurde - wie die Reaktionen des Publikums zeigten - gut bedient.
Auf dem aktuellen Album "Devolver" gibt es ja sogar einige Songs, die ein wenig aus dem üblichen Luminarios-Rahmen fallen. Davon war in der "Linde" indes kaum etwas zu spüren, nur selten ließ der aus Arizona stammende Sänger und Gitarren-Mann seinen Colt - den Verstärker - rauchen und auf seiner Gitarre ordentlich 'was abgehen. Und dies, obwohl sein wildes, grollendes und zügelloses Gitarrenspiel einst Rückgrat des "Desert Rock"-Sounds war - einer Richtung, die in den 80er Jahren wichtiger Bestandteil der Musikszene im Südwesten der USA war.
Aber dafür gebührt ihm vehement Anerkennung. Schließlich gilt es ohnehin, der inzwischen zur Unkultur mutierten, teilweise verwahrlosten Steckdosenmusik richtig 'was Handgemachtes, sich auf der Bühne schaffende, atmende Menschen entgegenzusetzen. Und da ist es doch irgendwie schon egal, zumindest unerheblich, wenn's mal nicht so ganz perfekt gelaufen ist.