Von Sara Thiel
LÖSSNTTZ. Gegen gestandene Mannsbilder, die auf ihre Knie sinken, ist ja wahrlich nichts
einzuwenden. Da kann es schon vorkomnen, dieses summende und schwirrende Gefühl im Bauch,
das einen so hippelig macht.
Folgerichtig sind am späten Sonntagabend einige Damen in Jubel ausgebrochen, als zwei
kapitale Kerle quasi eine Etage tiefer gingen. Bob Glidewell und Rick House, 50 Prozent von
"Big In Iowa", haben am Ende ihres Konzertes im Lößnitzer Bürgerhaus
Gitarre und Bass vor ihre Verstärker gehalten, als wollten sie Nirvana (erinnert sich noch
wer?) wieder aufleben lassen. Das schwingt sich ein und brummt so schön, als hätte man
einen Rasierapparat verschluckt.
Und weil nicht nur einige Damen just in diesem Moment freudig verzückt aufjauchzen, sondern
weil ihre männlichen Begleiter ebenso begeistert applaudieren, pfeifen und kreischen -
deswegen ist das Konzert eben noch nicht zu Ende. Die vier Musiker von "Big in Iowa"
geben eins drauf, dann poch eins und noch eins, und wieder tanzen die einen und wackeln die
anderen wenigstens mit den Füßen.
Mit dem ersten Konzert im neuen Jahr erlebt der Verein Live-Music Affalter gleich eine Premiere.
Denn zustande gekommen ist dieser Abend in Zusammenarbeit mit der Lößtzer
Stadtverwaltung. Und das Bürgerhaus ist gar keine schlechte Adresse für solch kleine,
aber feine Veranstaltungen. Immerhin gut 100 Musikfans finden am Sonntag in den Räumlichkeiten
einen Sitz-Platz. Folge solcher Intimität ist auch, dass man es nicht gar so laut hat.
Und wer nun partout nicht sitzen will, der springt eben auf und tanzt. Drei Titel brauchen die
Amerikaner, dann nicken schon die ersten im Takt, und wenig später ningelt der erste
weibliche Fan, es möge doch jemand mit auf die Tanzfläche kommen. Irgendwann wird ihr
dieser Wunsch erfüllt, und da zeigt sich auch ein leichtes Lächeln auf den Gesichtern
der schweren Jungs, die auf der nicht vorhanden Bühne stehen.
"Big In Iowa" beginnen den Abend mit "Goin' up the country", einem Hit aus der
Hippie-Ära, doch dann folgen hauptsächlich Eigenkompositionen aus der Feder von
Sänger und Akustikgitarristen Bob Burns. Wie der so dasteht - ein Mann, ein Baum, die
Gitarre irgendwie recht niedlich vor seinem Körper-da traut man ihm so sanfte Balladen von
der Liebe und vom Whisky gar nicht zu.
Eher scheinen die rockigen, die fetzigen Stücke zu ihm zu passen. Doch "Big in Iowa"
setzt sich aus vier erfahrenen Musikern zusammen, und so scheint weder das eine noch das andere
aufgesetzt, sondern nur unterhaltend, entspannend, kurzweiIig. Wie es eben so ist, wenn sich
Männer mitten in der Nacht auf die Knie sinken lassen.
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