Von Lars Rosenkranz
SCHWARZENBERG. Sie hatten es schwer: Dippolds Erben betraten am Samstag auf dem Schwarzenberger
Schloßhof ein Pflaster, daß in zwei vorhergehenden Jahren schon von anderen Kollegen der
Komödiantenbranche hartgewalzt worden war. Denn die Dresdner Barockkomödianten um Lustgärtner
Tom Röder - mit Gräfin Cussel, August dem Schwachen und seinem unnachahmlichen Zeremonienmeister
Showtime - sie hatten das Schwarzenberger Barockfest auf ihre Art geprägt, konnten diesmal
aber nicht mit von der Partie sein.
So agierte in diesem Jahr die "Erbengemeinschaft" aus Nossen zu Füßen des Bergfriedes, und
logischerweise zogen die Stammgäste Vergleiche. Fazit: Das Team um Burgfräulein Mechthild
brachte das Publikum auf eine recht amüsante Art in Schwung, heizte die Stimmung bis zum
Abschlußfeuerwerk an und sorgte nicht nur für Lacher, sondern allenthalben auch für Bewegung,
indem es nämlich den "Pöbel" zum großen höfischen Kreistanz von den Stühlen lotste.
Insgesamt ging es ein bißchen gemäßigter zur Sache. Weniger spitzfrivole Zungen waren
angesagt, sondern mehr so der etwas derbe sächsische Humor in allerbreitestem Dialekt. So
richtig feudal, mit Perücke und Puderquaste, wurde es sowieso erst zu später Stunde, aber da
hatten die meisten Besucher schon richtig abgelacht und nebenher auch ihren Befummelungstrieb
gestillt, denn beim offiziellen Gesindetanz mußten erst die Mannsbilder ihre weiblichen
Gegenüber um 180 Grad herumwirbeln, und nachher umgekehrt....
Der Schloßhof wurde heuer übrigens vom Hamelner Rattenfänger persönlich von Ungeziefer
befreit. Schüler aus Schwarzenberg führten unter musikalischer Oberspielleitung von Rolf
Rademann die Kantate vom bekannten Flötenspieler auf, der erst die Ratten vertreibt und wegen
des städtischen Spotthonorars dafür dann auch noch den Nachwuchs der Bürgersleut mit sich
nimmt. Wer wegen Platzmangel am Samstag die Kantatenpremiere nicht sehen konnte (der Hof war
wieder brechend voll), kann am Mittwoch um 9 Uhr die Wiederholung im Rockelmann-Naturtheater
erleben.
Ein Klangerlebnis der besonderen Art bescherte, nun ebenfalls schon in gewohnter Manier, das
Schwarzenberger Collegium Musicum, das einen Querschnitt französischer Tänze aus der
Komponistenfeder Georg Philipp Telemanns intonierte. Und im musikalischen Bereich setzte zu
vorgerückter Stunde auch der Chor von St. Georgen einen Höhepunkt mit der Folge von Liedern
zum Mitsingen.
Das Schwarzenberger Barockspektakel wurde in diesem Jahr zu Beginn des Festes Alter Musik
zelebriert. Heute abend findet in Grünstädtel das Stölzel-Gedenkkonzert in St. Annen statt.
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