Von Ute Schwichtenberg
PÖHLA. Buschtrommeln, Ballett, Zauberei und Lasershow untertage?- "Das kann man nicht so
schnell kopieren", sagte ein Besucher aus den Altbundesländern, der am Sonntag im Besucherbergwerk
Pöhla eine Veranstaltung im Rahmen der Kulturtage "artmontan" besuchte. Vier Mal wurden jeweils
rund 100 Personen in den Berg gefahren - vier Mal kamen sie knapp drei Stunden später wieder ans
Tageslicht, die meisten stark beeindruckt von dem, was ihnen in den Zinnkammern an außergewöhnlichen
Aktionen, Licht- und Klangerlebnissen geboten wurde:
"Magische Faszinationen" hatte der Veranstalter, das Landratsamt Aue-Schwarzenberg, versprochen.
Bis auf winzige Details gelang es auch, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Anfangs erlebten die
Besucher eine informative Führung im Bergwerk, wie sie ansonsten üblich ist, nur etwas kürzer.
Nach einem gewollt abrupten Wechsel von der neonlichthellen Realität in eine fantastische, nahezu
mystische Welt untertage, konnte jeder ganz andere emotionale Eindrücke sammeln. Auf einer
spärlich aber effektvoll beleuchteten Strecke, hier und da flankiert von lebendigen Statuen
(Auszubildende des Landratsamtes, dünn bekleidet und von Rene Baumann aus Schönheide mit Body
Painting verziert), führte hin zur Rampe, am Eingang der Zinnkammern. Weithin hallten unterdessen
die Schreie, die Klänge der Trommeln und des Didgeridoos von Dr. Percussion und Alex aus Erfurt,
die als "Duo Didgern" auftraten.
Oben an der Rampe ließen zwei junge Damen zu modernen Mambo-Rhythmen, die akustisch die Dunkelheit
zu durchbrechen schienen, einen Bergmann aus einem geschlossenen Käfig blitzartig verschwinden
- nur sein Helm blieb übrig. In einer größeren Kammer, die sich etwas weiter hinten zu Füßen der
Besucher auftat, zeigte eine Chemnitzer Ballettgruppe unter Leitung von Dr. Zimmermann modernen
Tanz, der auch durch Licht und Ton hervorragend zum Thema der Performance passte.
Etwas weniger passend wirkte hingegen für einige Zuschauer, wie zum Beispiel Gisa John und Ute
Bauer aus Schwarzenberg, die Varieténummer des Berliner Illusionisten Marc Wesseli. Seine
Feuerspiele und die technische Meisterleistung, seine Partnerin Katrin mittels einer riesigen
Kreissäge zu zerteilen, ohne dass sie dabei wirklich Schaden nahm, konnten zwar das Konzept der
Veranstaltung mit abrunden, aber alle anderen althergebrachten Zauber- und Entfesselungstricks
vermochten die meisten Zuschauer kaum von den Sitzbänken zu reißen. Ganz anders hingegen die in
einer weiteren Kammer hervorragend in Szene gesetzte Laser-Show untermalt mit fantasie- und
gefühlsanregender Musik und kurzzeitig auch den Klängen von original Bohrhämmern, die ehemalige
Wismut-Kumpel bedienten, und improvisierten Sprengungen. Organisiert hatte die Lasershow Enrico
Oswald, Geschäftsführer der Eibenstocker Firma Laser-Datronik, der die grundlegende Idee hatte
und später auch die künstlerische Gesamtleitung der Performance übernahm.
"Die wunderbare Symbiose von Musik und Bergwelt hat uns sehr beeindruckt. Schön, dass auch viele
Freiräume für die eigene Fantasie gelassen wurden", resümierte Gisa John nach dem Ausfahren
mit der "Pöhlaer Metro", wie ihre Kollegin Ute Bauer im Spaß anmerkte. Gemeinsam mit anderen
Besuchern nahmen sie noch einen Kaffee bzw. einen kleinen Imbiss, vorbereitet von Mitgliedern des
Fördervereins Luchsbachtal, zu sich und tauschten ihre Meinungen aus. Ulrich Beuthner fand zum
Beispiel besonders gut, dass waschechte Bergleute ins Programm eingebunden waren und sich
engagiert haben. Die Bergführer gehörten zum Ring deutscher Bergingenieure.
Rein technisch war die "Magische Faszination" mit erheblichem Aufwand verbunden. Rund zwei Wochen
lang sind etwa mehrere Elektriker damit beschäftigt gewesen, das vorhandene Schutzleitersystem
so umzubauen, dass es den Bedürfnissen der verschiedenen Künstler und insbesondere den
Erfordernissen der leistungsstarken Laser-Technik entsprach, erfuhr "Freie Presse" von
Hauptenergetiker Achim König.
Kulturamtsleiterin Ursula Haarig konstatierte gestern vier ausverkaufte Veranstaltungen, die auch
besonders viele junge Leute ansprachen. "Der Zuspruch war so enorm, dass wir leider sogar Leute
wieder nach Hause schicken mussten."
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