4. Musikfest 1995 Schlema
Bericht aus der "Freien Presse" (Ausgabe Aue) vom 25.09.95

4. Musikfest - ein Fest der Rekorde
350 Bläser in Schlema vor tausenden begeisterten Gästen

Bild Von unserem Mitarbeiter Klaus Spitzer

SCHLEMA. Einen Besucherrekord erlebte das 4. Internationale Musikfest in Schlema, das am Wochenende im Festzeit an der Marktpassage über die Bühne ging. Die Vorjahreszahl von 12.000 Besuchern wurde nach Angaben der Organisatoren deutlich übertroffen. Zehn internationale Klangkörper präsentierten die Vielfalt von Blasmusik, jeweils mit eigener Instrumentierung, eigenem Sound und herkunfts- und traditionsbedingtem Repertoire. In eine Rangfolge waren die beteiligten Orchester praktisch nicht einzuordnen, denn jedes lieferte Eigenes und Besonderes zu einem großen musikalischen Blumenstrauß, der die Besucher entzückte und begeisterte.
Sie kamen in Scharen, und nicht nur aus Schlema. Die Qualität dieser Musiktage hat sich herumgesprochen. Ein reger Besucherstrom erstaunte die Veranstalter schon am Freitag; am Samstag und Sonntag war das Zelt (mit 2500 Sitzplätzen) bis in die späte Nacht stets gefüllt. Einen Rekord bedeutete auch die Zahl von etwa 350 mitwirkenden Musikern. Die wurden von der Stimmung im Zelt angesteckt und schufen begeistert gefeierte musikalische Höhepunkte.
Hans Kraus aus Aue, ein Liebhaber guter Blasmusik, nannte die 32 polnischen Bergmannsmusiker aus Zabrze als seine Favoriten im großen Angebot. Herbert Hahn heißt deren Dirigent und ist hauptberuflich als erster Trompeter im Polnischen Rundfunkorchester tätig. Ein Sound, der ohne Flügelhörner, aber mit gewollter Betonung der Trompeten entsteht, war ebenso ein Markenzeichen des Ensembles wie die Breite des Repertoires, von der Operette über das bergmännische Volkslied bis zum modernen Marsch. Beifall war dem Orchester bei seinen Einsätzen gewiß, nicht nur beim "Gruß an Schlema".
Ganz anders das Klangbild des Heeresmusikkorps 13 der Bundeswehr aus Erfurt. Die spielten sich mit klassischer deutscher Volks- und Marschmusik bis zu moderner konzertanter Blasmusik in die Herzen der Zuhörer. Das Orchester wurde frenetisch gefeiert, so daß Oberstleutnant Bernd Männel um Zugaben nicht herum kam. Zunächst mit Übel-Musik; einem vom Vogtländer Ernst Übel komponierten Marsch, und nach dem zweiten Dacapo mit "Alte Kameraden". Da hielt es die Zuhörer nicht mehr auf ihren Sitzen.
Am Abend kam die Stunde der US-Boys. Die Musiker des 3. Heeresmusikkorps der US Army spielten in Brass-Band-Besetzung, nicht in der der klassischen Blasmusik. Schlagzeug, Keyboard und Saxophon kamen wie das hierzulande unbekannte Sousaphon zum Einsatz. Sein Name stammt vom amerikanischen Komponisten Philipp Sousa, der das tiefbassige, riesige Helikon in die Militärmusik einbrachte. Die "Marne Band" brannte ein Feuerwerk moderner Melodien und Swing-Reminiszenzen an Glenn Miller ab. Als Dirigent war Robert A. Nixen angekündigt; umso erstaunter waren die Besucher, als die Boys dann von einer charmanten Miß dirigiert wurden.
Am Samstag reiste noch ein drittes Heeresmusikkorps an, aus Karlovy Vary. Es bewies sich als internationales Spitzenorchester mit unterhaltsamem Programm - und typisch tschechisch-böhmischer Militärmusik. Aus Cheb kam das Blasorchester "Prohanka", als Vertreter der weicheren original böhmischen Blasmusik in unserer Region kein Unbekannter.
Das begeisternde Musikspektakel bescherte am Samstag und Sonntag mit den Erzgebirgischen Blasmusikanten aus Zwönitz, den Oberhartmannsreuthern aus Gattendorf und den Kulmbacher Bierstadt-Musikanten weitere Höhepunkte. Nicht zu vergessen die Gastgeber, das Bergmannsblasorchester Kurbad Schlema. Die Musiker unter Leitung von Heinz Leistner spielten an allen drei Tagen und hatten mit der Gruppe KES und mit Rena und Tino am Samstag ihren großen Auftitt.
Der Manager des Ensembles, Stefan Richter, hatte mit Uwe Brodalla sowie Ansager und Stimmungsmacher Eberhard Meier Schwerstarbeit zu verrichten. Für zwei Klangkörper mußte kurzfristig gleichwertiger Ersatz beschafft werden. Stets waren Programmdispostionen erforderlich. Hin und wieder saß der mit Gipsfuß behinderte Stefan Richter auch noch an der Eintrittskasse. Viele Helfer sorgten letztlich für eine rundum gelungene Veranstaltung.
Als Vertretes des Schirmherrn, Verteidigungsminister Volker Rühe, zollte Bundestagsabgeordneter Wolfgang Dehnel denn auch uneingeschränkt Anerkennung:"Daß das Schlemaer Kusbadorchester aus dem Nichts heraus mit Mut und Courage ein solches Musikfestival in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken mochte, sollte Mut für die Zukunft machen. Nicht nur bei der Organisation von Musikfesten.