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Von unserem Mitarbeiter Klaus Spitzer
SCHLEMA. Einen Besucherrekord erlebte das 4. Internationale Musikfest in Schlema, das am
Wochenende im Festzeit an der Marktpassage über die Bühne ging. Die Vorjahreszahl von 12.000
Besuchern wurde nach Angaben der Organisatoren deutlich übertroffen. Zehn internationale
Klangkörper präsentierten die Vielfalt von Blasmusik, jeweils mit eigener Instrumentierung,
eigenem Sound und herkunfts- und traditionsbedingtem Repertoire. In eine Rangfolge waren die
beteiligten Orchester praktisch nicht einzuordnen, denn jedes lieferte Eigenes und Besonderes
zu einem großen musikalischen Blumenstrauß, der die Besucher entzückte und begeisterte.
Sie kamen in Scharen, und nicht nur aus Schlema. Die Qualität dieser Musiktage hat sich
herumgesprochen. Ein reger Besucherstrom erstaunte die Veranstalter schon am Freitag; am
Samstag und Sonntag war das Zelt (mit 2500 Sitzplätzen) bis in die späte Nacht stets gefüllt.
Einen Rekord bedeutete auch die Zahl von etwa 350 mitwirkenden Musikern. Die wurden von der
Stimmung im Zelt angesteckt und schufen begeistert gefeierte musikalische Höhepunkte.
Hans Kraus aus Aue, ein Liebhaber guter Blasmusik, nannte die 32 polnischen Bergmannsmusiker
aus Zabrze als seine Favoriten im großen Angebot. Herbert Hahn heißt deren Dirigent und ist
hauptberuflich als erster Trompeter im Polnischen Rundfunkorchester tätig. Ein Sound, der
ohne Flügelhörner, aber mit gewollter Betonung der Trompeten entsteht, war ebenso ein
Markenzeichen des Ensembles wie die Breite des Repertoires, von der Operette über das
bergmännische Volkslied bis zum modernen Marsch. Beifall war dem Orchester bei seinen
Einsätzen gewiß, nicht nur beim "Gruß an Schlema".
Ganz anders das Klangbild des Heeresmusikkorps 13 der Bundeswehr aus Erfurt. Die spielten
sich mit klassischer deutscher Volks- und Marschmusik bis zu moderner konzertanter Blasmusik
in die Herzen der Zuhörer. Das Orchester wurde frenetisch gefeiert, so daß Oberstleutnant
Bernd Männel um Zugaben nicht herum kam. Zunächst mit Übel-Musik; einem vom Vogtländer Ernst
Übel komponierten Marsch, und nach dem zweiten Dacapo mit "Alte Kameraden". Da hielt es die
Zuhörer nicht mehr auf ihren Sitzen.
Am Abend kam die Stunde der US-Boys. Die Musiker des 3. Heeresmusikkorps der US Army spielten
in Brass-Band-Besetzung, nicht in der der klassischen Blasmusik. Schlagzeug, Keyboard und
Saxophon kamen wie das hierzulande unbekannte Sousaphon zum Einsatz. Sein Name stammt vom
amerikanischen Komponisten Philipp Sousa, der das tiefbassige, riesige Helikon in die
Militärmusik einbrachte. Die "Marne Band" brannte ein Feuerwerk moderner Melodien und
Swing-Reminiszenzen an Glenn Miller ab. Als Dirigent war Robert A. Nixen angekündigt; umso
erstaunter waren die Besucher, als die Boys dann von einer charmanten Miß dirigiert wurden.
Am Samstag reiste noch ein drittes Heeresmusikkorps an, aus Karlovy Vary. Es bewies sich als
internationales Spitzenorchester mit unterhaltsamem Programm - und typisch tschechisch-böhmischer
Militärmusik. Aus Cheb kam das Blasorchester "Prohanka", als Vertreter der weicheren original
böhmischen Blasmusik in unserer Region kein Unbekannter.
Das begeisternde Musikspektakel bescherte am Samstag und Sonntag mit den Erzgebirgischen
Blasmusikanten aus Zwönitz, den Oberhartmannsreuthern aus Gattendorf und den Kulmbacher
Bierstadt-Musikanten weitere Höhepunkte. Nicht zu vergessen die Gastgeber, das
Bergmannsblasorchester Kurbad Schlema. Die Musiker unter Leitung von Heinz Leistner spielten
an allen drei Tagen und hatten mit der Gruppe KES und mit Rena und Tino am Samstag ihren
großen Auftitt.
Der Manager des Ensembles, Stefan Richter, hatte mit Uwe Brodalla sowie Ansager und
Stimmungsmacher Eberhard Meier Schwerstarbeit zu verrichten. Für zwei Klangkörper mußte
kurzfristig gleichwertiger Ersatz beschafft werden. Stets waren Programmdispostionen
erforderlich. Hin und wieder saß der mit Gipsfuß behinderte Stefan Richter auch noch an
der Eintrittskasse. Viele Helfer sorgten letztlich für eine rundum gelungene Veranstaltung.
Als Vertretes des Schirmherrn, Verteidigungsminister Volker Rühe, zollte Bundestagsabgeordneter
Wolfgang Dehnel denn auch uneingeschränkt Anerkennung:"Daß das Schlemaer Kusbadorchester
aus dem Nichts heraus mit Mut und Courage ein solches Musikfestival in das Licht der
Öffentlichkeit zu rücken mochte, sollte Mut für die Zukunft machen. Nicht nur bei der
Organisation von Musikfesten.
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